Warum Männer «Bromancen» vor Liebesbeziehungen bevorzugen

Luca Micheli
Luca Micheli

Am 25.11.2023 - 21:59

Enge Männerfreundschaften sind ein schon lange erkennbares Phänomen. Warum viele Männer mehr Erfüllung in «Bromances» statt in der Liebe finden.

Bromance
Sogenannte «Bromances» können für Männer emotional befriedigend sein. - Pexels

In einer Studie aus der Fachzeitschrift «Men and Masculinities» wird beschrieben, dass junge Männer eine grössere emotionale Erfüllung aus ihren Männer-Freundschaften ziehen als aus romantischen Beziehungen zu Frauen: die sogenannten «Bromances».

Der Wandel der «Bromance»

Die zunehmende Akzeptanz intimer männlicher Freundschaften ist ein positiver Trend der letzten Jahre. Die Forscher warnen jedoch vor möglichen negativen Auswirkungen dieser Verschiebung auf romantische Partnerschaften und Ehen.

Das Phänomen der «Bromance» ist keineswegs neu. Schon historische Persönlichkeiten wie George Washington und Abraham Lincoln pflegten intensive männliche Freundschaften.

Bromance
Enge Männerfreundschaften werden zunehmend in der Gesellschaft mehr akzeptiert. - Depositphotos

Doch im Laufe des 20. Jahrhunderts gerieten solche Beziehungen zunehmend unter Druck, durch sich wandelnde Vorstellungen von Männlichkeit und steigende Homophobie.

In jüngster Zeit erleben «Bromancen» jedoch ein Revival: Nicht zuletzt dank prominenter Vorbilder wie Barack Obama und Joe Biden oder Filmen wie The 40-Year-Old Virgin.

Für ihre Studie befragten die Wissenschaftler 30 heterosexuelle College-Studenten. Alle Teilnehmer gaben an, mindestens eine intensive männliche Freundschaft erlebt zu haben, in der sie sich emotional unbeschwert fühlten.

Warum «Bromancen» wichtig sind

Die Ergebnisse zeigten deutlich: Die Studenten fühlten sich von ihren engsten männlichen Freunden weniger beurteilt als von ihren Partnerinnen. Sie empfanden es zudem einfacher, Konflikte zu lösen und emotionale sowie gesundheitliche Probleme mit ihnen zu teilen.

Ein Teilnehmer brachte den Unterschied zwischen Bromance und Romantik auf den Punkt: Bei einer romantischen Beziehung seien sexuelle Anziehung, emotionale Verbindung und Persönlichkeit entscheidend. Bei einer Bromance komme es nur auf die letzten beiden Faktoren an.

Bromance
Für eine echte «Bromance» sind emotionale Verbindung und Charakter entscheidend. - Pexels

Insgesamt waren die Studienteilnehmer der Meinung, dass ihre «bromantischen» Beziehungen emotional befriedigender seien als ihre heterosexuellen Romanzen. Dieser Fortschritt im Umgang mit Männern untereinander wird begrüsst.

Vor allem, wenn Männer Schwierigkeiten haben sollten, emotional intime Beziehungen zu Frauen einzugehen.

Nachteile für die Liebe?

Trotz aller positiven Aspekte äusserten die Forscher auch Bedenken hinsichtlich traditioneller Mann-Frau-Beziehungen. Sie weisen darauf hin, dass dieser Trend zu «Bromancen» für Frauen nicht unbedingt befreiend und sozial positiv sein könnte.

In der Studie zeigten die Männer eine «Wir-gegen-Sie»-Haltung gegenüber ihren Freundinnen. Dies deutet auf eine stärkere Loyalität gegenüber ihren «Brüdern» hin.

Die Forscher spekulieren sogar, dass sich diese veränderten kulturellen Normen auf das Wohnverhalten von Männern auswirken könnten. Dies beispielsweise, indem sie sich dafür entscheiden, mit einem männlichen Mitbewohner statt mit einer Freundin zusammenzuziehen.

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