Wenn der Kinderwunsch zur Zerreissprobe wird

Maria Hutmacher
Maria Hutmacher

Am 25.07.2024 - 15:09

Gibt es in einer Beziehung einen unerfüllten Kinderwunsch, kann das der Partnerschaft dauerhaften Schaden zufügen.

schwarzes paar, besorgt in schlafzimmer
Hat einer einen Kinderwunsch und der andere nicht, führt das meist zu grossen Schwierigkeiten in einer Beziehung. - Depositphotos

Die Entscheidung, Eltern zu werden, ist ein bedeutender Schritt in einer Beziehung. Doch was passiert, wenn sich dieser Wunsch trotz aller Bemühungen nicht erfüllt?

Etwa jedes achte Paar steht vor der Herausforderung, dass eine Schwangerschaft auch nach einem Jahr des Versuchens ausbleibt. Diese Situation stellt nicht nur eine medizinische Hürde dar.

Sie greift tief in das seelische Wohlbefinden und die Beziehungsstrukturen betroffener Paare ein. Unfruchtbarkeit löst oft einen Wirbel an Gefühlen aus, von Trauer und Scham bis hin zu Depressionen.

Unfruchtbarkeit belastet beide Partner

Dabei leidet nicht nur das Individuum unter den psychischen Belastungen; die Partnerschaft selbst gerät zunehmend unter Druck. Isolation von anderen Paaren sowie kollektive Schamgefühle wegen der Unfähigkeit, schwanger zu werden, belasten beide Partner gleichermassen.

paar, besorgt, vor computer
Auch Schamgefühle spielen bei der Kinderwunsch-Problematik eine Rolle. - Depositphotos

Diese emotional aufgeladene Reise durch die frustrierende Thematik der Unfruchtbarkeit lässt Kommunikationsschwierigkeiten entstehen und kann Vertrauen sowie emotionale Nähe beeinträchtigen. Aber es gibt Wege durch dieses Dickicht.

Expertinnen und Experten bieten Einblick in Strategien zum Umgang mit diesen Herausforderungen.

Schatten über dem Glück: Die emotionale Achterbahnfahrt

Rachel Goldberg betont, dass die emotionalen Auswirkungen oftmals schwerwiegender sind, als gemeinhin angenommen wird. Es gebe eine Bandbreite an Emotionen, sagt die Gründerin von Rachel Goldberg Therapy.

Dazu zählen Traurigkeit, Ärger und Angstzustände, die aufgrund des unerfüllten Kinderwunsches entstehen. Neben diesen intensiven Gefühlslagen sind Menschen mit Fruchtbarkeitsproblemen besonders gefährdet für psychische Erkrankungen wie klinische Depression oder Angststörungen.

therapeutin, verzweifeltes paar
Infertilität betrifft weltweit jede siebente Partnerschaft mit Kinderwunsch. (Symbolbild) - Depositphotos

Etwa 40 Prozent der Frauen in dieser Situation zeigen entsprechende Symptome.

Liebe auf dem Prüfstand: Wenn Kinderlosigkeit trennt

In manchen Fällen kann diese Krise zwar zusammenschweissen; häufig jedoch setzt sie Beziehungen enorm unter Stress. Unterschiedliche Bewältigungsstrategien führen dabei oft zu Spannungen zwischen den Partnern.

Mit Infertilität starte eine intensive emotionale Reise, erklärt Becca Reed LCSW ihre Sichtweise auf das Thema. Dies beinhaltet auch unterschiedliche Ansichten darüber, wie weit man für den Wunsch nach einem Kind gehen möchte.

Sei es durch wiederholte teure IVF-Zyklen oder andere Behandlungsmethoden -, was immense Reibungen innerhalb einer Partnerschaft schaffen kann.

Kommunikationskrisen: Wenn Reden zur Herausforderung wird

Häufig führt gerade die Auseinandersetzung mit Unfruchtbarkeit dazu, dass Gespräche zwischen Partnern schwieriger werden oder ganz zum Erliegen kommen. Insbesondere dann, wenn es um das Verständnis füreinander geht.

paar, besorgt, bei der therapie
Können Sie aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches gar nicht mehr miteinander sprechen? Dann sollten Sie über eine Gesprächstherapie nachdenken. - Depositphotos

Missverständnisse treten während solcher stressvollen Zeiten vermehrt auf – sei es wegen unterschiedlicher Umgangsweisen mit dem Problem oder sogar Vorwürfen darüber, wer «schuld» daran ist. Entscheidungsmüdigkeit infolge zahlloser notwendiger Entschlüsse rund um Behandlungsmöglichkeiten erschwert den Austausch zusätzlich.

Gemeinsame Stärke finden: Unterstützung nutzen

Goldberg empfiehlt regelmässige Check-ins bezüglich Gefühlen und Zielen als strategischen Ansatzpunkt für betroffene Paare. Bewusste Momente gemeinsamer Aktivitäten abseits vom Baby-Projekt sind wichtig.

Neben Eigeninitiative raten Fachpersonen dringend zur Inanspruchnahme externer Hilfeangebote, wie Therapie oder spezialisierten Selbsthilfegruppen. Der Austausch mit Gleichgesinnten und eine professionelle Begleitung können entscheidende Rettungsanker sein.

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