Gefühlskalte Männer? Reise in ein emotionales Labyrinth
Viele Männer wirken auf den ersten Blick gefühlsarm. Dabei fehlt es ihnen nicht an Emotionen, sondern an Strategien, sie zu kommunizieren.
Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Männer emotionslos sind. Doch diese Annahme führt zu erheblichen Beziehungsproblemen und verkennt die Realität. Tatsächlich haben Männer eine tiefe Gefühlswelt, auch wenn sie oft Schwierigkeiten haben, diese auszudrücken.
Transformation statt Akzeptanz
Männer wandeln häufig bestimmte Emotionen in andere um oder verschieben ihre Gefühle in andere Bereiche. In manchen Fällen fehlt ihnen das Training oder die Unterstützung, um ihre eigenen Empfindungen zu verstehen. Stattdessen begraben sie diese noch tiefer.
Nicht selten drücken Männer ihre Gefühle durch eine Art geheimen Code aus. Einen Code, den selbst sie nicht entschlüsseln können. Sie transformieren stereotyp weibliche Empfindungen wie Traurigkeit oder Verletzlichkeit in Wut oder Stolz. Also in Emotionen, deren Ausdruck bei Männern gesellschaftlich eher akzeptiert wird.
Schauen wir uns zum Beispiel an, wie sich Männer bei Sportveranstaltungen verhalten: Es ist nicht ungewöhnlich zu sehen, wie sie grosse Begeisterung und Zuneigung zeigen und sich gegenseitig Umarmungen und High-Fives geben. Versetzt man dieselben Männer jedoch in einen anderen Kontext, sieht man wahrscheinlich nicht mehr das gleiche Mass an Offenheit.
Männer in der «Doppelfalle»
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Männer ihre Gefühle durch körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen ausdrücken. Solange sie arbeiten, können sie ihre Gefühle unterdrücken. Ohne die Struktur der Arbeit kommen jedoch ihre Gefühle und Bedürfnisse zum Vorschein und könnten sich durch physische Symptome äussern.
Männer befinden sich in einer «Doppelfalle», wenn es um das Ausdrücken von Emotionen geht. Obwohl sie vielleicht nicht immer wissen, was sie fühlen, sind sie überzeugt davon, dass die Gesellschaft erwartet, dass sie zeigen. Wenn sie dies jedoch tun, reagiert das Gegenüber nicht selten irritiert oder gar entsetzt.
In Wahrheit haben viele Männer intensive Emotionen. Doch mangels Training und Unterstützung im Umgang damit, bleiben ihnen oft nur wenig andere Optionen als diese tiefer zu begraben.
Die verborgene emotionale Welt der Männer
Zusammengefasst lässt sich sagen: Nein, Männer sind nicht gefühllos.
Vielmehr sind viele von ihnen in den Fesseln eines schwierigen Sozialisationsprozesses gefangen. Dieser gibt ihnen zu verstehen, dass es unmännlich zu weinen oder Schmerzen auszudrücken. Dabei erleben wir alle aufgrund unseres Menschseins eine Vielzahl verschiedener Emotionen.