Freundschaft vs. Beziehung: Wieso Männer lieber «Bromance» wählen
Für Männer sind enge Freundschaften Gold wert. Manchmal sind Bromances gar erfüllender als eine Liebesbeziehung.
Sie haben einen besten Freund, mit dem Sie über alles sprechen können – Ihre Sorgen, Ängste und Freuden. Eine Beziehung, die Ihnen emotionale Nähe und Unterstützung bietet, die Sie sonst nur schwer finden?
Eine Studie aus der Fachzeitschrift «Men and Masculinities» zeigt, dass junge Männer oft genau diese Erfüllung in ihren «Bromances», finden. Manchmal sogar eher als in romantischen Beziehungen.
Männerfreundschaften: Ein positiver Trend
Die zunehmende Akzeptanz intimer männlicher Freundschaften ist ein positiver Trend der letzten Jahre. Die Forscher warnen jedoch vor möglichen negativen Auswirkungen dieser Verschiebung auf romantische Partnerschaften und Ehen.
Das Phänomen der «Bromance» ist keineswegs neu. Schon historische Persönlichkeiten wie George Washington und Abraham Lincoln pflegten intensive männliche Freundschaften.
Doch im Laufe des 20. Jahrhunderts gerieten solche Beziehungen zunehmend unter Druck, durch sich wandelnde Vorstellungen von Männlichkeit und steigende Homophobie.
In jüngster Zeit erleben «Bromancen» jedoch ein Revival: Nicht zuletzt dank prominenter Vorbilder wie Barack Obama und Joe Biden oder Filmen wie The 40-Year-Old Virgin.
Für ihre Studie befragten die Wissenschaftler 30 heterosexuelle College-Studenten. Alle Teilnehmer gaben an, mindestens eine intensive männliche Freundschaft erlebt zu haben, in der sie sich emotional unbeschwert fühlten.
Deshalb möchten Männer nicht auf ihre Freundschaften verzichten
Die Ergebnisse zeigten deutlich: Die Studenten fühlten sich von ihren engsten männlichen Freunden weniger beurteilt als von ihren Partnerinnen. Sie empfanden es zudem einfacher, Konflikte zu lösen und emotionale sowie gesundheitliche Probleme mit ihnen zu teilen.
Ein Teilnehmer brachte den Unterschied zwischen Bromance und Romantik auf den Punkt: Bei einer romantischen Beziehung seien sexuelle Anziehung, emotionale Verbindung und Persönlichkeit entscheidend. Bei einer Bromance komme es nur auf die letzten beiden Faktoren an.
Insgesamt waren die Studienteilnehmer der Meinung, dass ihre «bromantischen» Beziehungen emotional befriedigender seien als ihre heterosexuellen Romanzen. Dieser Fortschritt im Umgang mit Männern untereinander wird begrüsst.
Vor allem, wenn Männer Schwierigkeiten haben sollten, emotional intime Beziehungen zu Frauen einzugehen.
Nachteile für die Liebe?
Trotz aller positiven Aspekte äusserten die Forscher auch Bedenken hinsichtlich traditioneller Mann-Frau-Beziehungen. Sie weisen darauf hin, dass dieser Trend zu «Bromancen» für Frauen nicht unbedingt befreiend und sozial positiv sein könnte.
In der Studie zeigten die Männer eine «Wir-gegen-Sie»-Haltung gegenüber ihren Freundinnen. Dies deutet auf eine stärkere Loyalität gegenüber ihren «Brüdern» hin.
Die Forscher spekulieren sogar, dass sich diese veränderten kulturellen Normen auf das Wohnverhalten von Männern auswirken könnten. Dies beispielsweise, indem sie sich dafür entscheiden, mit einem männlichen Mitbewohner statt mit einer Freundin zusammenzuziehen.