Revolution in Beziehungen: Mit Aikido zum Liebesglück

Laura Martin
Laura Martin

Am 27.08.2024 - 15:28

Konflikte werden oft unnachgiebig angegangen. Hier bietet die japanische Kampfkunst Aikido eine überraschende Perspektive für zwischenmenschliche Beziehungen.

Silhouetten von Aikido-Meistern
Von Aikido lässt sich auch einiges über die Liebe lernen. - Depositphotos

Die betont defensive moderne japanische Kampfkunst Aikido wird nicht ohne Grund als «Kunst des Friedens» bezeichnet. Sie lehrt uns, die Energie und Bewegung unseres Gegenübers aufzunehmen und zu nutzen, statt dagegen anzukämpfen.

Das Prinzip des «Nachgebens, um zu siegen», kann auf der Matte, aber auch im Herzen der Partnerschaft Wunder wirken.

Mehr Miteinander statt Widerstand

Denn übertragen auf Beziehungen bedeutet das: Statt Widerstand zu leisten oder sich durchzusetzen, geht es darum, gemeinsam eine Balance zu finden. Diese Philosophie mag zunächst widersprüchlich klingen, schliesslich wurden viele von uns darauf konditioniert, in Diskussionen «zu gewinnen».

Doch genau hier liegt das Geheimnis glücklicher Paare verborgen: offen zu sein für den Einfluss des Partners und bereit, eigene Sichtweisen anzupassen oder sogar komplett zu ändern.

Nachgeben stärkt die Ehe

Die US-amerikanischen Forscher Julie Schwartz Gottman und John Gottman haben über 30 Jahre hinweg mehr als 3000 Paare beobachtet. Dabei haben sie erstaunliche Erkenntnisse gewonnen – besonders interessant ist ihr Befund bezüglich heterosexueller Ehen.

Aikido-Kämpfer beim Training
Nachzugeben tut auch in einer Beziehung gut – etwas, was man von der Kampfkunst lernen kann. - Depositphotos

Männer, die ihren Partnerinnen gegenüber nachgiebiger waren – das heisst, ihre Einflüsse zuliessen – führten signifikant glücklichere Ehen. Entsprechende Paare hatten ein deutlich geringeres Scheidungsrisiko.

Herausforderung für gesellschaftliche Normen

Dieser Ansatz stellt insbesondere für Männer eine Herausforderung dar. Gesellschaftliche Normen rund um Männlichkeit erschweren es ihnen häufiger als Frauen, sich beeinflussen zu lassen.

Dennoch kann die Bereitschaft zur Flexibilität innerhalb der Partnerschaft entscheidend sein für langfristiges Glück.

Tief verwurzelte Strukturen

Trotz fortschrittlicher Teilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung verbergen sich hinter dem Vorwand geschlechtsspezifischer Gleichheit tief verwurzelte misogyne Strukturen.

Historisch betrachtet gab es zwar vereinzelt matriarchalische Gesellschaftsformen. Sie waren jedoch selten und konnten Misogynie nie vollständig ausschliessen.

Kampf mit der eigenen Männlichkeitsrolle

Viele Männer kämpfen unbewusst mit ihrer Rolle innerhalb dieser Dynamiken sowie mit Unsicherheiten bezogen auf ihre eigene Männlichkeit. Ein Umstand, der oftmals erst durch gezieltes Hinterfragen sichtbar wird.

Aikido-Kämpfer beim Training
Statt hart gegen etwas anzukämpfen, geht es bei Aikido auch darum, sich auf den Partner einzulassen. - Depositphotos

Ein wichtiger Schritt besteht darin herauszufinden, was echter Schutz bedeutet. Nämlich die Menschlichkeit seiner Partnerin wertzuschätzen, indem man deren Träume unterstützt, statt dominieren zu wollen.

Nachgeben heisst nicht aufgeben

Zentral bei diesem Prozess ist das Verständnis dafür, dass «Einflussnahme akzeptieren» keinesfalls gleichbedeutend damit ist, allem zuzustimmen, was vorgeschlagen wird. Es geht vielmehr darum, offen gegenüber den Ideen seines Gegenübers zu sein und aus seiner Perspektive Dinge neu zu bewerten.

In jeder Beziehung kommt irgendwann der Punkt, an dem Opfer gebracht werden müssen; ob bei beruflichen Fragen oder persönlichen Lebensentwürfen. Doch gerade diese Kompromissbereitschaft ermöglicht es, neues Potenzial freizusetzen – was letztendlich beiden Parteien zugutekommt.

Das ultimative Ziel ist, eine harmonische Balance zu finden, die sowohl individuelle Freiheiten respektiert als auch kollektives Glück fördert. Damit schliesslich beide Seiten gleichermassen gestärkt daraus hervorgehen können.

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