Verhütung: Neue Pille und Gel für den Mann rücken näher
Frauen haben bisher mehr Verhütungsmöglichkeiten als Männer. Neuere Medikamente, die noch getestet werden, versprechen diese nun auch für den Mann.
Ein neues Medikament für Männer, das ähnlich wie die weibliche Antibabypille funktioniert, hat 2019 erste Sicherheitstests bestanden. Diese neue «Männerpille» wurde von Wissenschaftlern des Los Angeles Biomedical Research Institute und der University of Washington erstellt.
In einer Studie mit 30 Männern hat das Medikament Hormonreaktionen hervorgerufen, die auf eine wirksame Empfängnisverhütung hindeuten. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden bei der jährlichen Tagung der Endocrine Society vorgestellt.
Noch aktueller sind Tests mit einem Gel, welches unter dem Namen «NES/T» bekannt ist und vom Population Council entwickelt wurde. Auch dieses ist vielversprechend, doch noch ist viel Forschung notwendig, so Experten und Forscher.
Männer bekommen mehr Optionen
In Sachen Verhütung haben Frauen bisher deutlich mehr Möglichkeiten. Bei Männern beschränken sich die Methoden auf Kondome und Vasektomien ‒ beides nicht optimal, da Kondome manchmal versagen und Vasektomien dauerhaft sind.
Daher ist jeder Fortschritt in Richtung hormoneller Kontrazeption für Männer bemerkenswert. In der Studie zur Empfängnisverhütung mit der neuen Pille nahmen Männer zwischen 18 bis 50 Jahren über einen Zeitraum von 28 Tagen täglich eine Pille.
Diese enthielt eine Mischung aus Testosteron und Progestin (eine synthetische Version des weiblichen Hormons Progesteron). Die Forscher beobachteten ihre allgemeine Gesundheit und nahmen Blutproben zur Messung der Hormonspiegel.
Kaum schwere Nebenwirkungen
Bei der Untersuchung soll es zu keinerlei schwerwiegenden Problemen oder starken Nebenwirkungen gekommen sein. Deshalb handelt es sich womöglich um eine vielversprechende Lösung für Männer.
Einige Teilnehmer berichteten jedoch von geringfügigen Symptomen. Dazu gehören etwa Müdigkeit, Kopfschmerzen, Akne und verminderte Libido.
Es handelt sich um Nebenwirkungen, die Frauen unter hormoneller Verhütung gut kennen.
Ein langer Weg bis zur Marktreife
Trotz vielversprechender Ergebnisse ist das Medikament noch nicht für den Markt bereit. Es wird geschätzt, dass es noch etwa zehn Jahre dauern könnte, bis diese neue Form der männlichen Empfängnisverhütung erhältlich ist.
Gleiches gilt für das Verhütungsgel. Wenn sie einmal auf dem Markt sind, würden die Medikamente nicht nur Paaren mehr Möglichkeiten bieten:
Sie könnten auch dazu beitragen, das Bewusstsein für die eigene Gesundheit bei Männern zu schärfen. Denn viele Männer gehen im Vergleich zu Frauen seltener oder viel später zum Arzt, um sich durchchecken zu lassen.