Hinterfragt: Warum er im Bett oft egoistisch wirkt

Laura Martin
Laura Martin

Am 06.09.2024 - 06:08

Im intimsten Bereich unseres Zusammenlebens entstehen oft Konflikte, die auf falschen Annahmen basieren. So wirkt er auf sie manchmal egoistisch. Aber warum?

Paar im Bett
Über sexuelle Bedürfnisse sollte ein Paar sprechen – damit es nicht zu Missverständnissen kommt. - Depositphotos

In zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es zahlreiche Missverständnisse, die Frustrationen auslösen. Wir werfen einen Blick darauf, warum Frauen ihren männlichen Partnern manchmal Egoismus vorwerfen – und bieten Ansätze zur Überwindung dieser Wahrnehmung.

Komplexe Mischung verunsichert

Viele Frauen haben das Gefühl, ihre männlichen Partner würden sich im Bett ausschliesslich um die eigene Befriedigung kümmern. Häufig liegt das in einer komplexen Mischung aus mangelndem Selbstbewusstsein bezüglich des Körpers, fehlender sexueller Aufklärung und negativen Erfahrungen begründet.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Frauen Probleme haben, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren oder gar zu erkennen.

Unkenntnis über den eigenen Körper

Ein verbreitetes Phänomen ist beispielsweise die Unkenntnis über den eigenen Körper. Viele Frauen wissen nicht genau, was sie sexuell erregt oder welche Berührungen ihnen Freude bereiten.

Intimes Paar im Bett
Befriedigender Sex braucht Aufklärung, in vielerlei Hinsicht. - Depositphotos

Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Sie reichen von einer Erziehung in einem Umfeld mit negativer Einstellung zur Sexualität bis hin zum Tabu-Thema Masturbation in vielen Familien.

Das eigene Begehren kennen

Eine geringe Anzahl an vorehelichen sexuellen Erfahrungen kann ebenfalls dazu beitragen, dass Frauen ein verzerrtes Bild von männlicher Sexualität entwickeln. Hat man vor einer festen Beziehung wenig experimentiert oder glaubt gar, dass sexuelle Aktivitäten ausserhalb fester Bindungen moralisch verwerflich sind?

Dann neigt man möglicherweise dazu, alle Männer über einen Kamm zu scheren. Und zwar basierend auf den begrenzten Erfahrungen mit dem Ehemann.

Auch Erziehung ist relevant

Zudem spielt das familiäre Umfeld während der Kindheit eine bedeutende Rolle für unsere späteren Beziehungen und unser Verständnis von Intimität.

Wenn ein Kind in einer Familie ohne sichtbare Zärtlichkeiten oder offenen Umgang mit Liebe aufgewachsen ist, hat das Folgen. Solche Menschen haben es schwerer, sich ein gesundes Bild von Partnerschaft und Sex zu machen.

Vergangenheit prägt

Auch negative erste sexuelle Erfahrungen mit einem selbstsüchtigen Freund in jungen Jahren können tief sitzende Vorurteile hinterlassen.

Junge Männer sind oftmals genauso unsicher und unerfahren wie junge Frauen. Pornografie ersetzt keine echte Kommunikation über Wünsche und Grenzen innerhalb einer Beziehung.

Traumatische Erlebnisse müssen heilen

Traumatische Erlebnisse wie sexualisierte Gewalt stellen eine besonders schwere Belastung dar. Sie können das Bedürfnis nach Nähe grundlegend beeinträchtigen und Scham sowie Angst vor Intimität hervorrufen.

Intimes Paar
Befriedigende Intimität ist meist ein Geben und Nehmen. - Depositphotos

Hier kann professionelle therapeutische Unterstützung Wege zur Heilung aufzeigen.

Aufbruch statt Stillstand

Zuletzt ist es wichtig anzuerkennen, dass viele Menschen – insbesondere Frauen – durch gesellschaftliche Narrative geprägt wurden. Etwa solche, die besagen, Sexualität sei etwas statisch Festgelegtes, ein Geschenk des Mannes an die Frau.

Das ignoriert jedoch vollkommen, dass echte intime Begegnung immer ein Geben und Nehmen ist.

Mindset ändern

Beide Partner sind letzten Endes gleichermassen für ihr Vergnügen verantwortlich.

Ein «Wachstums-Mindset» gegenüber Sexualität, zu verstehen als dynamischer Lernprozess, kann helfen, diese festgefahrenen Perspektiven aufzubrechen. Dadurch lassen sich neue Ebenen tiefer Verbundenheit erschliessen.

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