Männliche und weibliche Gehirne arbeiten unterschiedlich
Forscher stellten entscheidende Unterschiede im Aktivitätsmuster des Gehirns von Frauen und Männern fest. Und regen damit die Gender-Debatte neu an.
Die Gehirne von Männern und Frauen funktionieren tatsächlich unterschiedlich. In einer bahnbrechenden Entdeckung haben Forscher der Stanford University dies nun bewiesen.
Diese Erkenntnis könnte nicht nur unser Selbstverständnis revolutionieren. Sie könnte auch neue Wege in der Behandlung geschlechtsspezifischer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen eröffnen.
Lange Zeit war es ein heiss diskutiertes Thema unter Wissenschaftlern: Sind die Unterschiede im Verhalten und Denken zwischen den Geschlechtern biologisch bedingt? Nun scheint es eine klare Antwort zu geben.
Signifikante Unterschiede im Aktivitätsmuster des Gehirns
Durch den Einsatz von «erklärbarem KI-Lernen» konnte nachgewiesen werden, dass bestimmte Aktivitätsmuster im Gehirn signifikant zwischen den Geschlechtern variieren. Besonders interessant sind die identifizierten «Hotspot»-Bereiche wie das «Default Mode Network».
Zuständig für Introspektion und das Abrufen persönlicher Erinnerungen. Auch Teile des limbischen Systems und des Striatums, welche für Emotionen, Gedächtnisfunktionen sowie Gewohnheitsbildung verantwortlich sind, werden beeinflusst.
Die Ergebnisse dieser Studie stellen einen bedeutenden Fortschritt dar. Sie liefern starke Belege dafür, dass das Geschlecht ein entscheidender Faktor für die Organisation des menschlichen Gehirns ist.
Gehirnforschung durchbricht alte Mythen
Dr. Vinod Menon, Professor für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Stanford University betont: «Dies ist ein sehr starker Beweis dafür, dass Geschlecht ein robuster Determinant der menschlichen Hirnorganisation ist». Diese Unterschiede könnten erklären, wieso Männer und Frauen sich selbst und ihre Umwelt verschieden wahrnehmen.
Sie erklären auch, warum sie sich in ihrer Interaktion mit anderen unterscheiden. Es wird vermutet, dass diese Divergenzen auch hinter den beobachtbaren geschlechtsspezifischen Stärken in kognitiven Funktionen stehen könnten.
Frauen zeigen tendenziell bessere Leistungen bei Lese-Verständnis-Aufgaben und besitzen eine ausgeprägte Langzeitgedächtnisleistung; Männer hingegen zeichnen sich durch räumliches Vorstellungsvermögen aus.
Künstliche Intelligenz enthüllt verborgene Geheimnisse
Mittels fortschrittlicher KI-Technologie wurden MRT-Scans analysiert, um subtile Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen aufzudecken. Mit einer Genauigkeit von über 90 %.
Dr. Gina Rippon hebt hervor: «Das wirklich faszinierende Problem besteht darin, dass jene Bereiche des Gehirns, welche am zuverlässigsten die Geschlechter unterscheiden, zentrale Bestandteile des sogenannten «soziallen» Gehins sind.»
Geschlechterdebatte neu entfacht?
Sie wirft damit wichtige Fragen bezüglich der Natur dieser Unterschiede auf: Sind sie eher sexuell-biologischer oder gender-spezifisch-sozialer Natur?
Diese Einsichten können wegweisend sein für die Entwicklung gezielter Therapiestrategien bei Krankheiten, die Männer und Frauen unterschiedlich treffen.
Es öffnet Türen zur präzisieren, personalisierten Behandlungsmethodik. Eine, in deren Zentrum mehr denn je das Individuum – mit all seinen genetischen und biografischen Besonderheiten – steht.