Warum Mental Health unter Männern ein Tabuthema bleibt
Immer mehr Männer sprechen offen über körperliche Leiden und suchen bei Beschwerden Ärzte auf. Doch im Bereich der mentalen Gesundheit gibt es Nachholbedarf.
Die Bedeutung unserer geistigen Gesundheit steht der körperlichen in nichts nach. Dennoch scheinen viele Männer lieber ihre Muskeln als ihren Geist zu trainieren.
Wir beleuchten das Phänomen und erklären, warum es an der Zeit ist, das Stigma um psychische Gesundheitsversorgung endgültig zu brechen.
Bloss nicht zum Arzt
Das Klischee kennt jeder: Männer scheinen lieber dem Tod ins Auge zu blicken, anstatt einen Arzt aufzusuchen. Egal ob es sich dabei um eine kleine Verletzung oder ernste Beschwerden handelt.
Ein Bericht zeigt sogar auf, dass 80 Prozent der Männer Hausarbeit einer medizinischen Behandlung vorziehen würden.
Vom Macho zum Mediziner: Die neue Ärztegeneration
Doch wie bei einem guten Antibiotikum scheint diese Einstellung langsam auszusterben.
Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass Männer immer proaktiver werden, wenn es darum geht, Hilfe zu suchen. Das gilt zumindest für körperliche Leiden.
In den letzten zwölf Monaten haben 79 Prozent aller männlichen Befragten einen Allgemeinmediziner besucht. Das ist ein gewaltiger Anstieg im Vergleich zu den mageren 43 Prozent im Jahr 2015/16.
Emotionale Isolation: Der stille Schrei nach Nähe
Trotz dieser positiven Entwicklung gibt es auch Grund zur Sorge. Eine Studie von Relationships Australia zeigt, dass viele Männer Schwierigkeiten haben, emotionale und soziale Bindungen aufzubauen und zu pflegen.
Es ist daher wenig überraschend, dass nur 12 Prozent der Männer einen Therapeuten oder Psychiater aufsuchen. Dies unterstreicht die weit verbreitete Scheu vieler Männer vor einer Auseinandersetzung mit ihrer mentalen Gesundheit.
Männergesundheit: Ein Kampf zwischen Körper und Geist
Die Diskussion um Männergesundheit konzentriert sich oft darauf, dass diese ihre körperliche Fitness über ihr geistiges Wohlbefinden stellen. Jene Tatsache hat eine Debatte über gesellschaftliche Erwartungen und kulturelle Normen entfacht.
Besonders ist die Notwendigkeit in den Fokus gerückt, sich als Mann seinen psychischen Problemen zu stellen.
Vom starken Mann zum sensiblen Seelenversteher: Die neue Maskulinität
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen im Bereich der männlichen Mental Health. Immer mehr Männer sprechen offen über ihre psychische Gesundheit und zeigen damit ein neues Bild von Maskulinität.
In einer Idealwelt würden sich alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht, dazu befähigt fühlen, bei Bedarf Hilfe zu suchen.
Doch bis wir diesen Punkt erreichen, müssen wir weiterhin das Stigma um psychische Krankheiten bekämpfen. Für uns selbst, aber auch für unsere Freunde, Väter, Brüder oder Partner.