Frauen leiden unter Scheidungen mehr als Männer
Ein Beziehungsende ist für alle Beteiligten schwer. Doch eine neue Studie beweist nun, dass insbesondere für Frauen oft psychische Probleme die Folge sind.
Scheidungen und Trennungen treten immer häufiger auf und sind für alle Beteiligten eine Herausforderung.
Doch eine neue, im «Journal of Epidemiology & Community Health» veröffentlichte Studie der Universität Helsinki zeigt: Bei Frauen über 50 Jahren zieht das Beziehungsende häufiger schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit nach sich als bei Männern.
Scheidungen im Alter: Ein wachsendes Phänomen
Die Forscher analysierten Daten aller dauerhaften finnischen Bewohner von 1996 bis 2018. Dabei berücksichtigten sie Menschen zwischen 50 und 70 Jahren, die eine Trennung zwischen 2000 und 2014 erlebten.
Sei es durch den Verlust eines Partners, eine Scheidung oder die Auflösung einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft. Jene, die einen Partner verloren hatten, waren oft älter.
Zudem war es wahrscheinlicher für Personen nach einer nicht ehelichen Trennung, einen neuen Partner zu finden. Geschiedene hingegen gingen öfter neue Beziehungen ein als Trauernde.
Frauen greifen nach Trennungen öfter nach Antidepressiva
Die Untersuchung konzentriert sich insbesondere auf den Gebrauch von Antidepressiva. Die finnischen Wissenschaftler verglichen dazu das Medikamentennutzungsverhalten von Männern und Frauen während und nach der Trennung.
Besonders auffällig war hierbei, dass Frauen vor einer Scheidung oder Trennung einen stärkeren Anstieg in der Verwendung von Antidepressiva zeigten als Männer.
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder andere stimmungsaufhellende Medikamente kamen dabei zum Einsatz. Zudem verringerte sich ihr Medikamentengebrauch weniger stark nach dem Beginn einer neuen Beziehung.
Frauen suchen eher Hilfe für mentale Probleme
Laut Niina Metsä-Simola, Dozentin an der Universität Helsinki und Mitautorin der Studie, legen die Ergebnisse nahe, dass die negativen Auswirkungen einer Scheidung auf die psychische Gesundheit stärker auf Frauen lasten.
Die positiven Effekte einer neuen Partnerschaft seien bei ihnen schwächer ausgeprägt. Metsä-Simola betont, dass Frauen möglicherweise eher Hilfe für psychische Probleme suchen und deshalb häufiger Antidepressiva einnehmen als Männer.
Grundsätzlich sei der Gebrauch von Antidepressiva bei Frauen höher, sodass eine derartige Behandlung nach dem ersten Schock der Trennung nicht verwundert. Auch wirtschaftliche Sorgen und damit verbundene Änderungen in den Lebensbedingungen der Frauen seien nicht zu vernachlässigen und begünstigten die Einnahme stimmungsaufhellender Mittel.
Die Studie hat jedoch auch ihre Grenzen, denn sie berücksichtigte weder die Anzahl noch die Dauer der Beziehungen der Probanden. Dennoch liefert sie wichtige Erkenntnisse über den Einfluss von Trennungen auf das psychische Wohlbefinden im höheren Alter, insbesondere bei Frauen.