Trennung per SMS: Feigheit oder echte Chance?
Sich von Angesicht zu Angesicht zu trennen, ist für beide Parteien schwer. Manchmal ist das Liebes-Aus per Textnachricht sogar die bessere Alternative.
Vergessen Sie alles, was Sie über das Beenden von Beziehungen zu wissen glaubten. In einer Welt, in der traditionelle Dating-Regeln immer wieder neu geschrieben werden, wird jetzt auch eine Trennungsmethode positiv beurteilt: per SMS.
Die direkte Konfrontation wurde bisher häufig als ehrlichste Form der Trennung gepriesen. Wer jedoch schon erfahren musste, wie es ist, von Angesicht zu Angesicht verlassen zu werden, sieht das wahrscheinlich anders.
Sich mittels SMS vom Partner zu lösen, mag auf den ersten Blick feige oder kalt wirken. Doch betrachtet man die Sache aus dem Blickwinkel des Empfängers dieser Nachrichten, kann sich schnell ein anderes Bild ergeben.
Abschieds-SMS: Ein unverhoffter Segen?
Dass derjenige, der eine Trennungs-SMS verschickt, darin Vorteile sieht, liegt auf der Hand. Allerdings gibt es durchaus auch für Verlassene Gründe, die für die Textnachricht sprechen.
Eine Trennung von Angesicht zu Angesicht zwingt denjenigen, der verlassen wird, förmlich dazu, die Fassung zu bewahren. Gleichzeitig soll er die aufkommenden Emotionen verarbeiten – unter den Augen eines Menschen, der einem kurz darauf fremd sein wird.
Bekommt man jedoch das Liebes-Aus per SMS mitgeteilt, kann man Gefühlen wie Zorn, Trauer, Fassungslosigkeit freie Bahn lassen. Ob Tränen oder Wutausbruch: Alles spielt sich dann ohne den oder die aktuelle Ex ab.
Zeit, die Gefühle zu sortieren
Doch nicht nur für den Verlassenen birgt diese Art des Schlussstrichs Vorteile. Auch für den Initiator kann es einfacher sein, seine Gedanken klar und ohne emotional aufgeladene Unterbrechungen mitzuteilen.
So paradox es klingen mag: Eine SMS gibt beiden Parteien Raum und Zeit, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dabei können sie vom Gegenüber weder beeinflusst werden oder sich unter Druck gesetzt fühlen.
Während einige argumentieren, dies sei lediglich eine Flucht vor unangenehmen Situationen, bietet die Distanz Chancen zur Selbstreflexion. So hat man genügend Zeit, emotionale Worte zu vermeiden und sachlich zu bleiben.
Digitales Adieu: Eine echte Alternative?
Was passiert eigentlich nach dem ersten Schockmoment? Derjenige, der verlassen wird, hat die Gründe dafür vor Augen.
Das bietet ihm Gelegenheit, in Ruhe darüber nachzudenken. Dabei ist es wichtig, die SMS eben nicht – wie der erste Impuls es wahrscheinlich rät – zu löschen.
Viel sinnvoller ist es, sie nach einiger Zeit noch mal zu lesen, wenn der erste Schock vergangen ist. Abschliessend lässt sich sagen, dass neue Wege um «richtig Schluss zu machen» durchaus eine Alternative sein können.
Voraussetzung ist allerdings, dass derjenige, der sich trennen möchte, diesen Weg nicht aus Feigheit beschreitet.
