Frauen leiden nach Trennungen mehr als Männer
Nach einer grauen Trennung oder Scheidung leiden Frauen mehr. Auch auf den Antidepressiva-Gebrauch hat das Auswirkungen.
Die emotionale Belastung durch Scheidung oder Beziehungsende im späteren Lebensalter scheint für Frauen härter zu sein als für Männer. Das legt eine gross angelegte Langzeitstudie nahe.
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass der Gebrauch von Antidepressiva bei Frauen in solchen Situationen stärker ansteigt. Besonders mit fortschreitendem Alter steigt die Anzahl der sogenannten «grauen Scheidungen», also Trennungen ab 50 Jahren, in wohlhabenden Ländern.
Gleichzeitig nimmt auch das Wiederverpartnerungsverhalten zu. Depressionen im höheren Alter sind ebenfalls relativ häufig und betreffen schätzungsweise 10–15 % der über 55-Jährigen.
Einsamkeit trifft Frauen härter
Forscher haben die Muster des Medikamentengebrauchs zwischen 1996 und 2018 bei älteren Finnen von 50 bis 70 Jahren analysiert. Der psychologische Einfluss von späten Trennungen oder Verlust des Partners sowie einer neuen Beziehung auf den Antidepressiva-Gebrauch sollte untersucht werden.
Sowohl Männer als auch Frauen erhöhten ihren Antidepressiva-Gebrauch vor und unmittelbar nach einer Scheidung oder einem Beziehungsabbruch. Bei Frauen war dieser Anstieg jedoch grösser.
Auch wenn eine neue Partnerschaft bei beiden Geschlechtern zu einer leichten Reduzierung des Medikamentengebrauchs führte. Diese Verringerung war bei Frauen besonders kurzlebig.
Geschlechterrollen und soziale Netzwerke spielen eine Rolle
Kleine Rückgänge im Antidepressiva-Gebrauch nach Wiederverpartnerung wurden beobachtet, aber sie waren nur von kurzer Dauer. Der Gebrauch stieg auf das Niveau vor der neuen Beziehung oder sogar höher an.
Ein Phänomen, das die Forscher als «Flitterwochen-Effekt» beschreiben. Auch wenn Frauen in der Regel über bessere soziale Netzwerke verfügen als Männer: Einige dieser Auswirkungen mildert das ab.
Die Ergebnisse deuten dennoch darauf hin, dass Trennungen für Frauen psychisch belastender sein könnten. Die Forscher schliessen daraus:
«Unsere Erkenntnisse unterstreichen die Herausforderungen bei der Anpassung an eine Trennung im späteren Leben und den damit verbundenen Unterstützungsbedarf».