Wie Frauen Männer-Nachrichten deuten
Besonders Frauen leisten besonders zu Beginn einer Beziehung emotionale Arbeit mit dem Entschlüsseln von Nachrichten der Männer.
Textnachrichten und digitale Kommunikation gewinnt immer mehr an Bedeutung, hier offenbart eine neue Studie einen bemerkenswerten Aspekt im zwischenmenschlichen Austausch. Die Forschung zeigt auf, wie viel Zeit und emotionale Arbeit Frauen investieren.
Die bringen sie auf, um die oft rätselhaften Botschaften von Männern zu interpretieren. Eine Philosophieprofessorin aus Kalifornien hat für diesen Prozess den Begriff «hermeneutische Arbeit» geprägt.
Es beschreibt die Mühe und das Engagement, mit denen versucht wird, hinter die Fassade männlicher Kommunikationsgewohnheiten zu blicken. Diese Art der Interpretationsleistung geht weit über das blosse Lesen von Nachrichten hinaus: Sie erfordert ein tiefes Verständnis sowohl für den Inhalt als auch für den Kontext einer Mitteilung.
Frauenpower hinter jedem Emoji?
Die Anfänge neuer Beziehungen sind häufig von Unsicherheit geprägt. Doch scheint es so, dass diese Unklarheiten meist zugunsten der Männer wirken.
Sie profitieren davon, ihre Gefühle nicht klar ausdrücken zu müssen oder diesbezüglich sogar völlig ahnungslos sein können. Diese ungleiche Verteilung emotionaler Arbeit ist nicht neu; sie findet sich ebenso in traditionellen Rollenzuschreibungen wieder.
Dort kümmern sich Frauen oftmals um nahezu alles im Haushalt – eine Tätigkeit, die selten Anerkennung findet. Die hermeneutische Arbeit fügt dieser Liste nun einen weiteren Punkt hinzu: das Entschlüsseln verschlüsselter oder minimalistischer Kommunikation.
Von Herz-Emojis bis Kryptotexte
Selbst Therapeuten bestätigen mittlerweile das Phänomen «hermeneutische Arbeit». Sie sehen darin eine Art Initiationsritus für junge Frauen des digitalen Zeitalters.
Beim Online-Dating tendieren viele dazu, dem Mann bei der Wahl des Kommunikationsmittels (Textnachricht statt Telefonat) sowie Frequenz und Tonfall nachzugeben. Was manche als weibliche Intuition abtun möchten, entpuppt sich also als Ergebnis harter Analysearbeit.
Da diese Fähigkeit Beziehungen stärken kann durch verbesserte Kommunikationsskills, sollte ihr Beitrag weder ignoriert noch einfach erwartet werden. Doch was tun bei kommunikativer Schieflage?
Kommunikative Fairness – Ein gemeinsames Ziel
Fachpersonen empfehlen direkte Ansprache und Klärungsbedarf einzufordern, statt eigene Interpretationsschlachten zu schlagen. Das Ziel muss es sein, eine Balance in der kommunikativen Lastenteilung herzustellen.
Damit können beide Partner gleichermassen zur sprachlichen Offenbarung ihrer Emotion beitragen. Auch wenn Männer durchaus einen Teil dieser «hermeneutischen» Arbeitslast tragen, kommt ihnen oft weniger davon zu.
Dies mag zum Teil daran liegen, dass gesellschaftliche Normvorstellungen Geschlechterrollenerwartungen festlegen, welche besagen, wer wie viel emotionale Offenbarung leisten soll.
Einige Untersuchungen weisen zwar darauf hinweisen, dass ähnliche Dynamiken auch in Beziehungskonstellation ausserhalb hetero-normativer Paare existieren: Jedoch besteht hier weiterhin grosser Forschungsbedarf.